Nidden, Haff und Ostsee

 

 

Obwohl ich mich erst an die 3 auf Turbo laufenden Sägewerke in der Kabine und das Brummen der Schiffsmotoren gewöhnen musste, hatte ich wider Erwarten ganz gut geschlafen. Wir wurden freundlich um 8.00 Uhr durch eine nette Begrüßung in 3 Sprachen durch den Lautsprecher geweckt. Das Frühstück stünde nun bereit und würde auf uns warten. Klasse...wir hatten alle mächtig Hunger.

Nach dem Frühstück dann vertrödelten wir uns die Zeit so gut es ging. Mal lungerten wir auf dem Sonnendeck rum, mal an der Essentheke. Dann gab es noch ein Käffchen, dann eine Runde Schlaf. Das Roadbook musste studiert werden und wir staunten über die vielen LKWs, die dicht an dicht mit manchmal weniger als 20 cm Abstand nebeneinander standen.

Zeit rumkriegen
irgendwie die Zeit rumkriegen

Während der Fahrt fuhren wir in eine andere Zeitzone und mussten unsere Uhren um 1 Stunde vorstellen. Als wir Klaipeda dann gegen 18.00 Uhr Lokalzeit erreichten, war es in Deutschland erst 17.00 Uhr. Um 18.30 Uhr durften wir dann zu unseren Moppeds und warteten nun darauf, dass sich die 3 Decks über uns leerten, so dass wir nun endlich aus dem Bauch des Schiffes fahren konnten. Auch das war kein leichter Akt. Teilweise standen seitlich immer noch etliche LKWs, so dass der Radius zum Auffahren auf die Rampe ziemlich eng war. Hinzu kamen die halbrunden Bodenhaken für die Gurte, die sich auf jedem Deck massenweise über den Boden ergossen. Ich war ziemlich froh, als wir 4 endlich wieder festen Boden unter den Rädern hatten. Unsere erste Etappe war geschafft...wir waren in Litauen.

Ankunft in Litauen
Ankunft in Litauen

Zu erwähnen wäre noch der nicht vorhandene Gullideckel, von dem ich leider kein Bild habe. Man stelle sich also einen Gullischacht vor, dem der Deckel fehlt. Man drapiert dort hinein einen kleinen Baum und schmückt diesen mit rot-weißem Flatterband....fertig ist der Hinweis auf den fehlenden Gullideckel. ;-)

Mittlerweile war es schon 19.20 Uhr und wir wollten heute noch unbedingt Nidden (oder Nida) auf der Kurischen Nehrung erreichen. Also mussten wir uns etwas sputen. Die Suche nach einer Wechselstube hielt uns noch eine Weile auf. Dann aber konnte es weitergehen und wir landeten auf der Fähre, die uns zur Nehrung übersetzen sollte. Es war jetzt schon nach 20.00 Uhr, aber immer noch warm und die Sonne schien. Klasse, so hatten wir uns das vorgestellt.

Fähre zur Kurischen Nehrung
Fähre zur Kurischen Nehrung

Nachdem wir die Mautgebühr bezahlt hatten, führte uns die weitere Strecke im Grunde genommen ausschließlich durch Wald. Ich hatte gehofft, dass man während der Fahrt links und rechts die Ostsee sehen konnte, doch leider hatte ich mich da getäuscht. Hohe Bäume verhinderten die Sicht und ich ärgerte mich ein wenig. 50 Kilometer wie durch eine in einen Wald geschlagene Schneise zu fahren, war jetzt nicht sooo toll. Und die Straßen ließen auch zu wünschen übrig.

Campingplatz in Nidden
Ankunft Campingplatz Nidden

Um 21.00 Uhr erreichten wir den Campingplatz in Nidden. Wir schlugen unser Lager auf und freuten uns auf ein schönes Abendessen im direkt angrenzenden Restaurant. Es war 2 Minuten nach 22.00 Uhr als wir unsere Bestellung aufgeben wollten und ein Kopfschütteln ernteten, da die Küche nur bis 22.00 Uhr geöffnet war. "Ach Du schei...", war mein erster Gedanke. Ich wusste, wozu hungrige Männer fähig sind, und nicht selten sind schon früher dadurch Kriege entstanden. Axels Blick sagte mir jedenfalls wieder alles, als er sich langsam aber doch bestimmend der jungen Bedienung näherte. Irgendwie muss sie wohl seinen heißen Atem bereits auf einem Meter Entfernung im Nacken gespürt haben, denn schlagartig verzog sie sich ins Innere des Restaurants. Da ein hungriger Axel keine Ausrede zulässt, verfolgte ich von draußen die weitere Debatte zwischen Bedienung, Wirt und Axel. Nachdem aber auch die Frage von Axel "Do you have wenigstens some cold Frikadellen" verneint wurde, gab sich Axel geschlagen. Jetzt half nur noch das Notprogramm aus der Verpflegungstasche. In Windeseile waren Bretter, Bestecke, Brot und Bifi aus unserer Tasche auf den Tisch gezaubert und wir begannen wie in Norwegen mit der Aufgabe "Wir basteln uns ein Brot".

Experten-Version
die Experten-Version...

Anfänger-Version
...und die Anfänger-Version

Jedenfalls war jetzt erst einmal die Situation gerettet und die Männer entspannt. Nachdem es für alle dann noch ein Bierchen gab, war alles gut. Um 23.00 Uhr schloss das Restaurant dann aber gänzlich und wir verlegten unsere Party vor unsere Zelte. Im weiteren Verlauf konnte ich beobachten, was Männer alles anstellen, um ein Lagerfeuer zum Brennen zu bringen. Pusten, Hölzchen sammeln, 54%igen Rum als Brandbeschleuniger benutzen und vieles mehr. Was ich nun aber auch weiß, ist, dass Tannenzapfen schlecht brennen und die Klamotten hinterher fürchterlich stinken. Wie dem auch sei...wir hatten ohne Ende Spaß, der um 1.57 Uhr allerdings von einer genervten, aber dennoch freundlichen Urlauberin ein Ende fand. Allerdings war das nicht unser letzter Einlauf... ;-)

Abschlussbierchen
Abschlussbierchen

Der Herr des Feuers
Der Herr des Feuers

Heute gefahren von Klaipeda nach Nidden: 60 KM

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