...und noch ein Bürgermeister

 

Der heutige Morgen begrüßte uns mit leichtem Nieselregen, der aber während des Frühstücks und des Abbauens eine kurze Pause einlegte. Der gestrige Besuch beim Bürgermeister hatte uns schwer beeindruckt, und wir beschlossen heute auf jeden Fall auch noch einmal dem Bürgermeister von Kohtla-Järve einen Besuch abzustatten. Außerdem hatten wir vom Verein "Freunde von Kohtla-Järve, Jöhvi und Umgebung e.V." den Hinweis bekommen, dass es in dem in der Nähe gelegenen Ort Püssi eine Art soziale Einrichtung gibt, die sich um Bedürftige kümmert und diese täglich mit einer warmen Suppe und warmem Wasser zum Waschen versorgt. Auch diese wollte wir besuchen.

Beeit zur Abfahrt
Bereit zur Abfahrt

Abfahrt war gegen 10.00 Uhr und unser erster Besuch galt dem Hafen von Toila. Allerdings gab es hier jetzt nicht so viel zu sehen, dafür war es auch immer noch zu nieselig. Auch den Wasserfall in der Nähe von Kohtla-Järve ließen wir "rechts" liegen, da der Bürgermeister von Jöhvi uns erzählt hatte, dass dieser eh nur Wasser während der Schneeschmelze führte. Also, weiter nach Kohtla-Järve...

Das Rathaus von Kohtla-Järve erreichten wir gegen 11.00 Uhr und saßen gleich kurz danach am Besprechungstisch von Bürgermeister Jevgeni Solovjow. Dieser sprach zwar kein deutsch, dafür aber war seine Mitarbeiterin eifrig beschäftigt, uns seine russischen Grußworte ins englische und umgekehrt zu übersetzen. Auch hier bekamen wir ein kleines Begrüßungsgeschenk in Form eines Kohtla-Järve-Sticker, während Axel unsere Landesgartenschau-Fahnen und den Norderstedt Kaffee überreichte.

Bürgermeister von Kohtla-Järve
Beim Bürgermeister von Kohtla-Järve

Wir erzählten noch ein wenig über unsere geplante Fahrtroute und von unserem Russlandbesuch, was auch Herrn Solovjow stark interessierte. Es strengte aber seine Mitarbeiterin und uns sehr an, alle Übersetzungen richtig zu verstehen. Nichtsdestotrotz war auch dieser Besuch ein Highlight für uns und wir freuten uns nun auf den Besuch in Püssi beim MTÜ und Eevi Anger, der Leiterin der sozialen Einrichtung, die von den "Freunden von Kohtla-Järve, Jöhni..... e.V." finanziell unterstützt wird.

Um Püssi zu erreichen, mussten wir noch einmal ca. 15 Kilometer gen Südosten fahren. Gegen 12.00 Uhr erreichten wir dann den Ort. Grau, schmucklos, bestehend aus alten Wohnblocks, die nur eine Hausnummer hatten. Jedes Haus war dafür aber mit den Nummern der einzelnen Wohnungen versehen. Es dauerte eine Weile, bis wir das System erkannt und die Wohnung, in der der MTÜ unterbracht war, gefunden hatten. Und dann kam Eevi Anger, eine fröhliche, gutmütige, ältere Dame, die uns sogleich in die Wohnung einlud. Wir nahmen dankend an und bekamen sofort Kaffee, Schnittchen und zig Bilderalben vorgelegt.

Suppenküche Püssi
Suppenküche in Püssi mit Eevi Anger

Eevi sprach deutsch, zwar gebrochen, aber man konnte sie sehr gut verstehen. Zur Verstärkung war noch eine weitere Frau anwesend, deren Namen ich aber leider nicht verstanden hatte, die aber genauso nett und Lehrerin im Dorf war. Und dann erzählte uns Eevi ausgiebig, um was sich der MTÜ kümmert und welche Aktionen hier tagtäglich so stattfinden. Weiterhin erfuhren wir, dass die beiden Damen seit 2 Tagen auf unser Erscheinen gewartet hatten, da Frau Bankonin vom Verein "Freunde von..." unseren Besuch angekündigt hatte. Man, da waren wir aber froh, dass wir die Fahrt hierher noch angetreten haben, denn eigentlich war das in unserem Zeitplan nicht mehr eingeplant. Aber man stelle sich die Enttäuschung vor, wenn wir nicht erschienen wären. Ich habe selten solche herzlichen und netten Menschen erlebt wie die beiden Damen in Püssi. Bei den Geschichten, die die beiden erzählten, standen mir manchmal vor Rührung die Tränen in den Augen und ich schämte mich ein wenig, dass wir hier auch noch liebevoll angerichtete Schnittchen bekamen...obwohl diese sicher in anderen Bäuchen besser aufgehoben gewesen wären als in unseren.

Der Besuch beim MTÜ war eine Erfahrung, die ich nicht missen möchte. Ebenso das Kennenlernen und Engagement der beiden Frauen. Dieses Treffen hat mich tief beeindruckt und angenehme Erinnerungen hinterlassen. Beim Verabschieden drückten wir uns herzlich und ich hatte das Gefühl, dass wir uns schon ewig kannten...

Verabschiedung in Püssi
Verabschiedung in Püssi

Da unser Zeitplan eh durcheinander war, beschlossen wir nun auch noch einmal zur russischen Grenze nach Narva zu fahren, dem letzten Außenposten der EU. Wenn schon, denn schon das volle Programm...

Mit uns zusammen waren viele Biker unterwegs, denn an diesem Wochenende fand ein großes Bikertreffen in Narva statt, wie uns der Bürgermeister von Jöhvi bereits erzählt hatte. Bereits 6 Kilometer vor Narva und der russischen Grenze standen auf dem Seitenstreifen LKWs in einer endlosen Schlange. Scheinbar schienen die auf eine Grenzüberquerung zu warten, und plötzlich erinnerte ich mich wieder an die Worte der Lehrerin aus Püssi, die uns mitteilte, dass es manchmal 1 Woche dauern kann, bis ein LKW die Grenze passieren kann...

Pause an der Narva
Pause an der Narva

In Narva steuerten wir den Fluss Narva und die Grenzbefestigungen an, schossen etliche Fotos und machten uns wieder auf den Weg zurück in Richtung Jöhvi und weiter in Richtung Kalaste, unserem geplanten Endziel für heute.

in Kalaste
in Kalaste

Wir erreichten Kalaste um kurz nach 18.00 Uhr. Allerdings war das Hostel jetzt nicht der Brüller, es schien kein Restaurant oder Shop zu geben und wir entschlossen uns zur Weiterfahrt bis in die nächste größere Stadt. Tartu erreichten wir um 19.10 Uhr, nicht ahnend, dass es sich dabei um eine Universitätsstadt handelt und dementsprechend die Preise waren. Axel klingelte an der JuHe, der Besitzer öffnete, kurzes Gespräch, ob noch was frei wäre...und siehe da, ein Zimmer mit Küche und Bad gab es noch. Für 75,- € !!! *schluck*. Solche Preise waren wir nicht gewohnt, nahmen aber das Angebot aufgrund der fortgeschrittenen Zeit naserümpfend an. Das war schon die Härte. Ein enges 4-Bett-Zimmer, eine kleine Küche und ein Bad mit 60er-Jahre-Standard.

Luxussuite
Luxussuite in Tartu

Aber nachdem Axel und Folker mit frischen Lebensmitteln vom Einkauf zurück kamen und Micha uns delikat zubereitete Rühreier servierte, war die Welt wieder in Ordnung. Zwar fühlte ich mich immer noch über den Tisch gezogen, trotzdem war die Nacht entspannend und es tat gut, ein weiches Bett im Kreuz zu haben.

Abendessen in Tartu
lecker Abendessen- gezaubert von Micha

Heute gefahren von Toila über Narva und Püssi nach Tartu: 325 KM

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