Vorbereitungen zur Tour

 

 

Stand: 05.05.2011

Nachdem wir nun zu den Wurzeln meiner Mutter zurückgekehrt waren (siehe Bericht "Back to the Roots"), fehlte nun noch die Reise ins ehemalige Ostpreußen, in dem mein Vater 1922 geboren wurde.

Im September 2010, also schon kurz nach dem Urlaub stand für uns fest, dass wir im kommenden Jahr, also 2011, die Reise ins Kaliningrader Gebiet mit einer Tour durch Litauen, Lettland und Estland verbinden wollten. Axel begann mit den Vorbereitungen der Routenplanung und Des-Sich-Schlau-Machens, da die Einreise nach Russland sicherlich nicht einfach werden würde. Wie recht er damit hatte, zeigte sich dann nach und nach.

Aber zuerst musste die genaue Stelle lokalisiert werden, wo sich das ehemalige Dorf Klischen nun befand. Zum Glück gab es alte Landkarten, die mein Vater irgendwann einmal vom Volksbund samt eines Buches über Ostpreußen erworben hatte. Dort waren noch die deutschen Bezeichnungen der Städte aufgeführt, so dass wir Klischen gleich gefunden hatten. Es gehörte zum Kreis Pillkallen/Schloßberg. Dank Internet ließ es sich sogar recherchieren, dass das Dorf heute Livny heiß. Prima, das war doch schon mal was....so konnte Axel dank Navi die genauen Koordinaten festlegen.

Dann durchforstete Axel das Internet nach brauchbaren Infos über die Einreisebestimmungen, die Voraussetzungen und auf was man sonst noch so achten müsste. Vom ADAC besorgten wir uns detaillierte Karten über die Länder, auf denen erfreulicherweise auch die russische Exklave "Oblast Kaliningrad" eingezeichnet war. Zwar gab es von dort keine "Feindaten", aber immerhin waren die Städte und größere Straßen eingezeichnet.

Die Vorstellung, nach Russland mit den Moppeds zu reisen, löste bei uns doch leichtes Unbehagen aus. Umsomehr freuten wir uns, dass sich noch 2 Motorrad-Freunde von uns, Micha und Folker, anschließen wollten. Micha hatte früher in der Schule noch russisch als Pflichtfach gehabt. Einiges konnte er noch verstehen, aber das Wichtigste: er konnte kyrillische Schrift lesen. Folker hingegen war beim BGS gewesen und hatte diverse Male in vielen Ländern der Erde einige Zeit verbracht, war also richtig auslandserfahren. Die beiden waren zwei Schätzchen, die wir gut pflegen mussten. :-)

Durch Zufall stieß Axel im Internet dann auf ein Reisebüro in St. Petersburg, das uns bei der Besorgung aller notwendigen Papiere behilflich sein wollte. Zum Glück sprach die Dame perfekt deutsch und somit war die Verständigung relativ einfach. Nach einigem Hin und Her wussten wir nun schließlich, welche Papiere besorgt und erstellt werden mussten. Für das Visum benötigten wir eine russische "Einladung" (woher auch immer), einen Reisepass mit biometrischem Foto, ein zweites Foto, eine Auslandskrankenversicherung (von ausgewählten Versicherern) und neu: einen Nachweis, dass man auch wieder nach Deutschland zurückkehren wolle. Dazu bräuchte man einen Original-Arbeitsvertrag, Gehaltsbescheinigungen und bei Selbstständigen die Gewerbeanmeldung oder Handelsregistereintragung, natürlich alles im Original.

Da das Dorf Livny im Grenzgebiet zu Litauen liegt, brauchten wir auch hierfür noch eine Grenzbescheinigung, um diese Gegend betreten zu dürfen. Dafür wollte uns die nette Dame noch einen kostenpflichtigen Reisebegleiter an die Seite stellen, der uns dann mit dem Auto von der Grenze abholen und die benötigten Papiere mitbringen würde. Haben wir irgendwie nicht so richtig verstanden, dankend abgelehnt und um Zusendung der für das Visum notwendigen Papiere gebeten.

Natürlich kam erst einmal die Rechnung für die Buchung der Fähre von Kiel nach Klaipeda, für die Ausstellung der Einladungen und Besorgung der Grenzbescheinigungen. Stolze 800,- € kamen da zusammen, die Axel dann auch gleich überwies. Irgendwie hatten wir ein ungutes Gefühl im Bauch. Doch dann kam ca. 1 1/2 Wochen später die Bestätigung vom Reisebüro, dass das Geld eingegangen ist. Als Anhang waren auch gleich die in kyrillischer Schrift erstellten Einladungen für uns 4 dabei.


Unsere Einladungen 

Ich starrte auf die Einladung und sah nur einen Haufen nicht identifizierbarer Zeichen. Irgendwo in dem Wust entdeckte ich meinen Namen (in lateinischer Schrift). Na, Gott sei Dank, wenigstens stimmten bei uns allen die Namen. Dann kam der Anruf von Micha: "Da stimmt was nicht. Da steht, dass wir nach Petersburg einreisen wollen." Brgl? Wir konnten natürlich nichts lesen, aber Axel setzte sich sofort an den PC und schrieb der netten Dame vom Reisebüro eine E-Mail mit der Bitte um Korrektur. Das ist jetzt auch schon wieder 1 Woche her. Bislang ohne Reaktion.

So langsam werden wir etwas unruhig. Die Zeit läuft, wir haben nur noch 2 Monate Zeit. Nebenbei bemerkt: der oben stehende Vorgang hat etwa 3 Monate gedauert, von der ersten E-Mail an die nette Dame im Reisebüro bis zur eben erwähnten letzten E-Mail von Axel an dieselbige. Mal sehen, wie es weitergeht....

Stand: 23.05.2011

Kurz nachdem ich obiges geschrieben hatte, bekamen wir Antwort vom Reisebüro und neue Vouchers. Bei diesen Dingern mussten wir uns voll auf Micha verlassen, ob alles seine Richtigkeit hatte, denn wie gesagt: lesen konnten wir das meiste ja nicht.


neue Vouchers

Dank Michas Übersetzungskunst fand dieser dann auch auf der Einladung die Kennnummer des Reisebüros in Russland, die dringend für den Visumsantrag benötigt wurde. Dieses Mal wurde als Reiseroute angegeben: Kaliningrad, Sovetsk, Dobrovolsk. Beim Blick auf die Karte fiel mir aber auf, dass Dobrovolsk irgendwo im Süden lag, wir aber von Sovetsk nach Krasnosnamensk wollten. Also, wieder reklamierte Axel bei der Reisebüro-Tante die gesendeten Einladungen. Die nette Dame meinte aber, dass Dobrovolsk schon korrekt sei, da das Dorf Klischen zu diesem Kreis gehöre.

Dann fiel mir aber auf, dass das Datum der Ein- und Ausreise verkehrt angegeben war. Dort stand "Einreise: 08.07. und Ausreise: 11.07." Und, nochmal alles neu. Langsam waren wir genervt, besonders Axel, der sich alleine um die ganzen Schriftverkehr mit besagtem Reisebüro kümmerte.

Dann kamen überraschenderweise komplett neue Einladungen. Dieses Mal direkt vom Hotel Rossija in Sovetsk, in dem für uns am 09.07. zwei Doppelzimmer gebucht wurden. Nun stimmte die Reiseroute und das Datum. Alles schien gut...bis das Telefon klingelte. Es war Folker: "In meiner Reisepassnummer ist ein Zahlendreher". *kreiiiisch*
Und wieder zurück mit dem ganzen Mist und Warten auf neue Einladungen. Außerdem fehlte uns nun auch noch die Dienstnummer des Hotels für den Visumsantrag.

Stand: 25.05.2011

Egal, am 25.05. ging es zusammen mit Folker in Richtung russisches Konsulat in Hamburg. Zur Not musste Folker eben vor Ort unter den wachsamen Augen der Konsulatsangestellten die Nummer ändern....jedenfalls hatten wir uns das so vorgestellt.

Wir erreichten also das Generalkonsulat und erspähten einen Haufen Wartender, die in einem abgesperrten Gebiet vor dem Konsulat sich die Beine in den Bauch standen. Erinnerte mich irgendwie an Käfighaltung!!! 3 Meter hohe Einzäunung und überall Überwachungskameras. Nachdem wir unter all den kyrillischen Schriftzeichen den in lateinisch geschrieben Begriff "Eingang" fanden, öffnen wir die Käfigtür und reihten uns in die Schlange der Wartenden ein. Eine nette deutschsprechende Russin machte uns dann darauf aufmerksam, dass wir nicht warten müssten, da wir nur Visa beantragen wollten und uns vorne vor den Wartenden am Eisentor per Sprechanlage melden sollten, da für Visaausstellungen eine andere Abteilung zuständig sei.

Nach einigen Zögern drängelten wir uns dann an dem ganzen Haufen vorbei. Axel drückte den Knopf der Sprechanlage, wartete auf eine Rückmeldung, sagte dann nur "Visaantrag" und bekam als Rückmeldung "bitte Warten" zurück. Dann klingelte Axels Handy und Micha meldete sich um zu fragen, wo und wie weit wir seien. Den Überwachungskameras entging nichts. Sekunden später ertönte eine russische Ansage, die wir natürlich nicht verstanden, aber dem Ausdruck der Stimmlage entnahmen, dass eingeschaltete Handys nicht erwünscht sind. Eine andere neben uns stehende Russin bestätigte dann auch, dass die Handys ausgeschaltet werden mussten.

Kurze Zeit später ertönte ein Summen und die verschlossene Käfigtür ließ sich nun öffnen...allerdings waren wir nicht die einzigen, die sich in den eingezäunten Mittelbereich zum Konsulat ergossen. Zusammen mit uns waren etwa 9 Personen durch das Außentor in den Innenbereich des immer noch "Hochsicherheitstraktes" eingetreten. Beim Versuch, das Konsulat zu betreten, wurden wir auch sogleich schroff zurückgewiesen und aufgefordert, wieder zurück in den Sicherheitskäfig zu gehen, da zeitgleich nur 5 Personen Eintritt erhielten. Wir also wieder zurück in die Warteposition in den Käfig. Nach weiteren 10 Minuten summte das Tor erneut. Leider waren vor uns bereits 4 Personen in die Schleuse getreten, so dass nur noch Platz für einen war. Also mussten wir erneut warten. Das nächste Mal wollten wir uns aber nicht abdrängen lassen.

Weitere 10 Minuten später summte es wieder und Folker, Axel und ich konnten nun endlich gemeinsam das Konsulat betreten. Nicht ganz...denn wir mussten am Eingang erst einmal durch einen Metallscanner. Folker legte Schlüssel und Handy daneben auf einen Tisch und durchquerte den Scanner. Nichts zu hören, die Lampe zeigte grün. Bei Axel ebenso. Dann kam ich, und natürlich brüllte der Scanner Alarm....was auch sonst. Der Sicherheitsbeauftragte erzählte mir irgendetwas auf russisch, ich verstand nichts. Dann ging es ans Leeren meiner Handtasche. Handy raus, Schlüssel raus...und neuer Test am Scanner und....: brrrrrrrt!

Und weiter ging´s mit dem Entleeren. Es folgten Bedienfeld meines Autoradios, Einkaufwagenchip, USB-Sticks...., und neuer Test: brrrrrrrt! Die Blicke der hinter mir wartenden Genervten brauche ich wohl nicht erwähnen. Meine Handtasche hatte noch wesentlich mehr zu bieten: Auf dem Tisch lagen nun noch Portemonnaie, Sonnenbrille, Lippenstifte (im Metallgehäuse) und Visitenkartenetui. Und Test: brrrrrrrt!

Beim restlichen Entleeren der Handtasche sträubte ich mich dann, denn ich glaube nicht, dass Frauen-Hygieneartikel für das russische Konsulat wirklich gefährlich sein konnten. Das merkte dann wohl auch der Sicherheitsbeauftragte und winkte mich durch. Gott, wie peinlich.

Der Rest ging eigentlich ziemlich unkompliziert. Bei der Visastelle anstehen und Visum beantragen, Krankenversicherungsnachweis, Gehaltsabrechnung, Einladung des russischen Reisebüros...und schwupp, hatten wir ein Gummiband-gesichertes Unterlagen-Bündel in der Hand mit der Bitte, an der Kasse zu zahlen. Also stellten wir uns am nächsten Schalter an. Um uns herum war ein einziges Gewusel. Fast keiner schien hier deutsch zu sprechen. Das einzige, was ich so lala verstehen konnte, war "spasiba", was wohl so viel wie "danke" bedeutete.

Nachdem Axels Kreditkarte nach 10 Versuchen nicht akzeptiert wurde und Axel dann schließlich auf eine andere Karte zugreifen musste (Barzahlung wurde nicht akzeptiert), kam ich dran und alles war soweit erledigt. Gott sei dank....ich war froh. Als Abholtermin wurde uns der 3.6. mitgeteilt. Na, das ist ja dann noch rechtzeitig.

Auf dem Rückweg versuchte Axel dann noch Micha per Handy zu erreichen, was ihm auch gelang. Allerdings war Micha zu dem Zeitpunkt bereits im Konsulat und bekam sogleich während Axels Anrufs vom  Sicherheitsbeauftragten den "russischen Anpfiff", sein Handy auszuschalten. *lool*

Stand: 07.06.2011

Am Dienstag, den 31.05.2011 Anruf von Micha: "Schnell, schreib auf...bin ich Griechenland. Das Russische Konsulat hat mich gerade angerufen, dass die Reiseanbieternummer ungültig ist. Wir brauchen eine neue Einladung. Wenn die vorliegt, kann einer von uns für alle dort die neuen Einladungen abgeben. Mache jetzt Schluss, wird sonst zu teuer."

Ich musste erst einmal schlucken und überlegte kurz, ob ich alles richtig verstanden hatte. Irgendwie bekam ich leichte Panik. Reiseanbieternummer ungültig und Reiseanbieter unbekannt, aha. Das erste, was mir dann durch den Kopf schoss, war die Fährbuchung. Als ich Axel alles vorsichtig beigebracht hatte, setzte er sich mit geschwollenen Adern am Kopf an seinen PC und schrieb der Reisebüro-Tante erneut. Seine Wortwahl war nun nach dem ganzen Hin und Her eigentlich nicht mehr wirklich freundlich.

Trotzdem antwortete das Reisebüro noch am selben Tag und versprach, nun ein kooperierendes Reisebüro aus dem Kaliningrader Gebiet mit der Ausstellung der Einladung zu beauftragen. Die Einladung sollten wir am nächsten Tag bekommen.

Mittwoch, der 01.06.: Blick in den E-Mailpostkasten....und nix. Wenigstens die Fähre war auf unsere Namen gebucht worden; Axel hatte sich telefonisch danach erkundigt. Zwar war die Buchung der Fähre durch das Reisebüro noch nicht bezahlt worden, aber die freundliche Dame von der Fährverwaltung meinte, das dies völlig normal sei und Reisebüros immer auf den "letzten Drücker" Rechnungen begleichen. Na, wenigsten waren wir nun etwas ruhiger. Jetzt, zu Himmelfahrt, war auch erst einmal Kurzurlaub an der Ostsee angesagt.

Am Sonntag nach unserer Rückkehr fand Axel dann die neuen Einladungen im Postfach und gab sie auch sogleich am Montag im Russischen Konsulat ab.

Mal sehen, was nun noch kommt. Übrigens....die uns für den 15. Mai angekündigten Grenzbescheinigungen sind immer noch nicht da !!!

Stand: 17.06.2011

Die Visa sind da !!!!!!! Leider sind aber die Grenzbescheinigungen immer noch nicht in Sicht. In 3 Wochen sollte es eigentlich losgehen....


Mein Visum

Stand: 04.07. 2011

Unglaublich....die Grenzbescheinigungen sind da.


Grenzbescheinigungen

Nachdem wir es alle nicht mehr für möglich gehalten haben, sind am Montag doch tatsächlich die Grenzbescheinigungen als PDF bei uns angekommen. Die Originale liegen laut Auskunft des Reisebüros im Hotel in Sovetsk. Hoffen wir mal, dass die Kopien ausreichen, um das Hotel zu erreichen, denn dieses befindet sich bereits in der Grenzzone.....

Nun geht´s endlich los..
Alles weitere werde ich dann in einem separaten Reisebericht niederschreiben. Hoffen wir mal, dass meine Hand durchhält und nicht schlappmacht. 10 Wochen nach der OP eines Karpaltunnelsyndroms sieht die Narbe eigentlich noch nicht wirklich gut aus und es schmerzt beim Greifen.

Aber wie heißt es so schön? Nur die Harten kommen in den Garten.... ;-)

Und hier geht es nun zum Reisebericht...

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