Cols de l´Iseran, du Télégraphe, du Calibier und du Lautaret

 

Bereits um 8.30 Uhr waren unsere Moppeds fertig gepackt, wir satt vom gewöhnungsbedürftigen Frühstück (nur süße Konfitüre und Baguettes) und bereit zur Abfahrt. Gleich nach dem Start und dem Verlassen des Ortes wartete der nächste Pass auf uns, der Col des Aravis (1.491m). Ab hier wurde nun die Gegend auch wesentlich schroffer.

Col des Aravis
Col des Aravis

Als wir den Pass hinter uns gelassen hatten,  gestaltete sich die Suche nach einer Tanke mal wieder als sehr spannend. Die im GPS gekennzeichnete Tanke existierte nicht mehr und die nächste war 8km Luftlinie entfernt. Na gut, dann mal los. Alles hätte gut laufen können, bis nach etwa 20 gefahrenen Kilometern dann die Straße gesperrt war und wir eine riesige Umleitung fahren mussten. Normalerweise sind 3 Kilometer Luftlinie ja nicht viel, in den Bergen kann daraus aber schon einmal eine Strecke von schlapp 40 Kilometern werden. Und so war es dann auch. Mit so ziemlich dem letzten Tropfen Sprit erreichten wir dann einen Ort namens Ugine und fanden eine klitzekleine Tanke. Wenigstens konnte man mit EC-Karte bezahlen und der Tank war nun wieder voll.

Wir befanden uns etwa 20 Kilometer von unserer eigentlichen Route entfernt und gelangten schließlich über den Col de la Forclaz de Queige (864m) wieder auf die geplante Strecke. Die Umleitung hat zwar Nerven gekostet (wegen Null Sprit), uns dafür aber schöne, wenig befahrene und anspruchsvolle Strecken beschert.

See beim Cormet de Roselend
See beim Cormet de Roselend

Irgendwie sollte man von hier den Mont Blanc sehen können, aber irgendwie haben wir ihn "vor lauter Bergen" nicht erkennen können. Schade eigentlich....

Nun ging es auf die Zielgerade zum Cormet de Roselend (1.975m laut Navi). Mit fast 2.000 Höhenmetern schon eine größere Herausforderung. Zeitgleich mit uns ackerten sich zahlreiche Radsportler ebenfalls den Pass empor. Ist schon beeindruckend, welchen Ehrgeiz sie aufbrachten, um gegen die Steigung anzukämpfen. Oben angekommen, ließen wir erst einmal die schneebedeckte Landschaft auf uns wirken und schossen ein paar Fotos. Dabei lernten wir einen anderen GS-Fahrer aus Bayreuth kennen, der ebenfalls wie wir die Route des Grandes Alpes fahren wollte, und der sich die GPS-Daten aus dem "Tourenfahrer" runtergeladen hatte. Dass man sich dann irgendwann noch einmal begegnen würde, stand bereits irgendwie schon fest.

Höchste Punkt Cormet de Roselend
Auf dem höchsten Punkt des Cormet de Roselend....

 ziemlich viel Schnee
....und noch ziemlich viel Schnee

Das eigentliche Highlight der heutigen Pässetour nahte...der Col de l´Iseran. Mit einer Höhe von  2.770m der höchste überfahrbare Gebirgspass der Alpen (laut Wikipedia). Die Anfahrt führte uns durch ziemlich schroffe Landschaften und auch durch den von den Olympischen Spielen bekannt gewordenen Wintersportort Val d´Isere. Dann änderte sich leider das Wetter, es bezog sich und es begann zu tröpfeln. So ein Mist...da freute man sich auf Kurven und dann das.

Was nützte das Maulen, der Regen hörte trotzdem nicht auf. Die Anfahrt war beeindruckend, die Gegend karg und schroff. Die Temperaturen fielen, es kam Nebel auf. Und trotzdem war es ein tolles Gefühl, als wir den obersten Punkt erreicht hatten. Zusammen mit anderen Motorradfahrern und Radsportlern grinste man sich gegenseitig zu und freute sich eigentlich nur, dass man ein persönliches Beweisfoto schießen konnte.

Anfahrt zum Col de L`Iseran
Anfahrt zum Col de l´Iseran

Bei den ersten Schritten merkte man dann doch, dass der Sauerstoffgehalt hier oben schon geringer als gewohnt war. Axel hatte sich aufgrund menschlicher Bedürfnissen einen Felsvorsprung gesucht, der ca. 10m tiefer lag als unser Standort. Als er nun wieder den Höhenunterschied überwinden musste, stand er anschließend keuchend vor mir, als ob er einen 100m-Lauf hinter sich hatte. 

An einer Tafel ließen wir dann auch noch einen Sticker mit unseren Namen zurück. Das musste einfach sein. Auf fast jedem Col gab es irgendwo einen Platz, auf dem man seinen Sticker kleben konnte. Leider haben wir nie einen bekannten Namen oder Sticker entdecken können. Aber vielleicht findet uns ja später jemand.... :-)

Unser Sticker
Unser Sticker unten links

Witzig war natürlich, dass wir hier den Bayreuther GS-Fahrer wieder trafen. Er fuhr gerade winkend los, als wir unsere Seitenständer ausklappten.

Weiter ging es entlang der Route. Und wer denkt, dass er mit dem Col de l´Iseran das Highlight des Tages "erfahren" hat, der wird, nachdem er den Col du Télégraphe (1.573m) hinter sich gelassen hat, nur noch ein 3x so breites Grinsen im Gesicht haben...nämlich dann, wenn man den Col du Galibier (2.644m) bezwungen hat.

UNGLAUBLICH...eine sagenhafte Anfahrt in einer fast unwirklichen Welt. Schneeberge wechselten sich mit Moränen ab, enge kaum einsehbare Serpentinen gingen in breite in den Fels gehauene Straßen über. Schade war wirklich nur, dass wir keine gute Sicht hatten und es zudem auch noch teilweise wie aus Eimern goss.

Col du Galibier
Schlechte Sicht auf dem Col du Galibier

Auch die Temperaturen befanden sich bereits kurz unter dem zweistelligen Bereich. Der Blick vom obersten Punkt des Cols muss fantastisch gewesen sein...wir konnten ihn jedenfalls nur ahnen.

Die Abfahrt vom Galibier führte direkt zum Col du Lautaret (2.056m), der mit über 2.000 Höhenmetern landschaftlich auch sehr schön war. Allerdings war das Wetter immer noch nicht besser und wir verzichteten auf einen Halt, zumal uns langsam kalt wurde und die Nässe durch die Ritzen kroch.

Spuren der Tour de rance
Spuren der Tour de France

Gegen 18.30 Uhr erreichten wir dann wohlig erschöpft unsere Unterkunft in Villeneuf, bzw. in Le Bez, einem klitzekleinen direkt an Villeneuf angrenzenden Dorf. Axel tobte noch einmal bei strömenden Regen 7 Km bis nach Briançon, um unsere Verpflegungstasche noch ein bisschen aufzufüllen. Das Frühstück am nächsten Morgen hatten wir beim Einchecken abgelehnt, da es erst ab 8.00 Uhr Baguettes gegeben hätte, wir aber zeitiger los wollten.

In der JuHe waren wir zusammen mit einem Belgier, der bei Lyon lebte, die einzigen Gäste. Als Praktikant hatte die Herbergsmutter einen jungen, sympathischen Engländer eingestellt, der dort 2 Monate lang seine Französischkenntnisse verbessern wollte, um dann (zurück in England) seinen Bachelor in Französisch und Spanisch zu machen. Für meine Begriffe sprach er bereits perfekt französisch, aber sicher wird er in den kommenden 2 Monaten noch das eine oder andere Wort dazulernen.

ausgebreitet in der JuHe
erstmal die natten Klamotten in der JuHe ausgebreitet

Jedenfalls war der Abend multikulti geprägt und die Konversation, die wir gemeinsam mit dem Belgier und dem jungen Engländer führten, brachte manches Mal den einen oder anderen zum Schmunzeln. Gedeutschtes Französisch kombiniert mit englischer Zeichensprache. Trotzdem war es ein sehr netter Abend gewesen, zumal Axels Erkältung nun auch ein kleines bisschen besser wurde. Wir verzogen uns frühzeitig ins Bett, denn auch am nächsten Tag wollten wir zeitig los.

Heute gefahren von Clusaz nach Le Bez: 308 KM 

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