Affenfelsen voraus....

 

 

Um kurz vor 7:00 Uhr sind wir die Einzigen im Frühstücksraum. Es stehen aber bereits Toast und eine Wurst-/Käseplatte auf einem externen Tisch bereit. Kaffee und Tee gibt es aus einem Automaten. Den Unterschied zwischen "café expreso", "largo", "cortado" und "con leche" kennen wir nicht wirklich. Und bevor wir etwas verkehrt machen, entscheidet sich Axel für einen Kaffee largo und ich mich für Cappuccino.

Brötchen gibt es keine, dafür ein paar eingeschweißte Croissants. Auf unserem mit der Zimmernummer markierten Tisch steht ein Teller mit diversen kleinen Schälchen. Lesen können wir allerdings nicht, was sich darin befindet, nur erahnen.

Während ich immer noch unschlüssig auf die Auswahl der unterschiedlichen Plastikdöschen schaue, reißt Axel auch schon das erste Schälchen mit dem "sehr flüssigen Honig" auf. Das Aufreißen, das Überschwappen, das Verteilen auf Brot, Teller, Hose und Fußboden, Axels Aufschrei und die Erkenntnis, dass es sich nicht um Honig handelt, dauern ungefähr 1 Sekunde. Axel ist kurz vorm Ausflippen und hält nur sehr mühsam seinen Unmut zurück. Ich entschließe mich, in diesem Moment lieber nichts zu sagen. Die Luft riecht jetzt nach gewürztem Olivenöl. Alles sehr aromatisch hier in Dos Hermanas...

Frühstück in Dos Hermanas
Olivenöl statt Honig - Axel ist "satt"

Um 7:30 Uhr starten wir in einen langsam erwachenden Samstag. Die Straßen sind noch leer und die Sonne bahnt sich gerade ihren Weg durch die Wolken.

Osborne-Stiere zeigen uns auf unserer Route, dass wir wieder in Spanien sind, eindrucksvolle Einfahrten zu Haziendas begleiten uns.

Hacienda Bujalmoro
Hacienda Bujalmoro

Ein Schild mit dem Hinweis "Malaga 188 km" reißt mich aus meinen Gedanken. Spontan fällt mir wieder unser Urlaub aus 2001 und unser Versuch ein, mit den damals gemieteten 50er-Scootern von Malaga nach Gibraltar zu fahren. Wie bereits anfangs erwähnt, scheiterte der Versuch kläglich in Marbella. Aber immerhin war das Erlebte nie vergessen und Inspiration für unseren diesjährigen Urlaub.

Kurz vor Algeciras verlassen wir den Nationalpark Los Alcornocales und haben am Horizont einen ersten Blick auf den Affenfelsen, das eigentliche Highlight und Thema unserer Reise und des Berichts. Ein tolles Gefühl, das Ziel erreicht zu haben...

Rock of Gibraltar
Felsen von Gibraltar im Hintergrund

Wir umrunden die Bucht von Gibraltar, immer den 426m hohen Kalksteinmonolithen voraus im Auge. Die Eindrücke prasseln auf uns ein. Freude, Glück, Zufriedenheit machen sich in uns breit und wir können es kaum erwarten, am südlichsten Punkt des britischen Überseegebietes zu stehen.

Gegen 11:00 Uhr erreichen wir den Grenzübergang und werden gleich um unsere Ausweise gebeten. Zu diesem Zeitpunkt ist glücklicherweise noch nicht viel los und wir können zügig passieren.

Grenzkontrolle in Gibraltar
Grenzkontrolle

Gleich hinter der Grenzkontrolle verläuft die Straße unmittelbar über das Rollfeld des Flughafens. Gesteuert durch eine Schranke schließt sich diese, wenn ein Flieger z.B. zum Take-Off ansetzt. Wir sehen zwar ein paar Easyjet-Flieger, aber keinen, der starten oder landen will. Schade, denn das hätten wir gerne gesehen...

Rollfeld Airport Gibraltar
Die Straße verläuft quer über das Rollfeld

Entlang des Affenfelsenfußes erreichen wir auf relativ schmalen Straßen und durch einen Tunnel dann den südlichsten Zipfel von Gibraltar und sind einfach nur glücklich. Unser Traum, einmal mit dem Mopped nach Gibraltar zu fahren, ist tatsächlich Realität geworden. Irgendwie können wir es kaum fassen.

Europa Point in Gibraltar

Wir stehen am Europa-Point und wissen gar nicht, was wir zuerst fotografieren sollen. Die Zahl der Touristen hält sich erfreulicherweise in Grenzen. Dadurch können wir unsere Moppeds direkt vor dem Leuchtturm parken und haben sowohl einen fantastischen Blick auf den Felsen von Gibraltar als auch auf den Leuchtturm am Europa Point. Leider ist es etwas verhangen und dadurch Afrika nicht zu sehen.

Vor dem Felsen von Gibraltar
Vor dem Felsen von Gibraltar

Leuchtturm Eorapoint
Vor dem Leuchtturm Europapoint

Während Axel sich die 100-Tons-Kanone und eine dazu gehörende Ausstellung anschaut und davon hunderte Fotos macht, fotografiere ich weiterhin alles um uns herum mindestens 3 mal und poste in den social media voller Stolz unseren Standort. Die Krönung ist dann, dass sich Afrika doch noch zeigt. Zwar nur schemenhaft, aber die Umrisse des Jbel Musa lassen sich gut erkennen. Alles ist jetzt gerade irgendwie perfekt...

Afrika im Hintergrund
Blick auf den Jbel Musa in Afrika im Hintergrund

Nach über einer Stunde eisen wir uns los. Nach weiteren Fotos mit den Moppeds vor dem Schild "Europa-Point" geht´s weiter und wir erklimmen nun den Affenfelsen motorisiert. Sehr anstrengend, auf den schmalen steilen 180 °-Kehren nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Ein paar Mal fuchteln irgendwelche Leute am Straßenrand hektisch mit den Armen, wir interpretieren das als freundliches Winken und grüßen ebenso freundlich zurück.

Das Navi führt uns kreuz und quer, hoch und runter... Eigentlich gibt es hier nur zwei, drei Straßen und ich frage mich, wie man sich trotzdem verfahren kann. Wie dem auch sei, wir stehen plötzlich mitten auf dem Gelände der Lathbury-Kaserne und werden verwundert von den Leuten hier angestarrt. Gott, wie peinlich...aber leider können wir kein spanisch und nicht lesen, was auf den Schildern am Straßenrand steht.

Einfahrt zur Lathbury Kaserne
Einfahrt zur Lathbury Kaserne links und Blick auf die Bucht von Gibraltar

Der nächste Versuch etwas höher zu fahren, endet nach ungefähr 200m vor einer Schranke. Ab hier geht nichts mehr und alles scheint nur noch zu Fuß erreichbar zu sein. Wir drehen mühsam mit den Moppeds um, fahren ein wenig enttäuscht zurück und werden gleich hinter der nächsten Kurve dann vom Anblick einiger Berberaffen belohnt, die sich bei den anwesenden Touristen irgendetwas zum Fressen schnorren.

Berberaffen
schnorrende Berberaffen

Die Teile sind uns suspekt und wir betrachten das bunte Treiben mit gebührendem Abstand. Nicht nur einmal habe ich Fotos von wild gewordenen Affen gesehen, die sich in zu unachtsame Touristen verbissen hatten. Da sind wir lieber vorsichtig.

Nach einer finalen Runde durch die Stadt verlassen wir Gibraltar dann gegen 13:00 Uhr. Wir halten noch einmal hinter der Grenze und machen ein letztes Foto mit dem Felsen im Hintergrund. Nach 4.566 Km können wir nun erneut auf unserer Liste den nächsten Haken setzen...

Gibraltar Felsen im Hintergrund
Abschlussfoto mit Axel vor dem Felsen von Gibraltar

Nach den ganzen tollen Eindrücken sind wir heute irgendwie mental erschöpft und müde. Da kommt uns der auf der Route gelegene und nur 8 Km entfernte Campingplatz Sureuropa gerade recht.

Das Navi findet den Platz leider nicht und lotst uns abseits der Hauptstraße durchs Hinterland. Was wir dann dort erblicken, macht uns sprachlos. Achtlos hingeschmissener Müll türmt sich rechts und links kilometerlang am Straßenrand. Die Mülltonnen sind proppevoll, trotzdem versuchen immer noch Anwohner hier ihren Müll zu entsorgen. Ratten laufen über die Straße...einfach nur gruselig.

Müllplatz
Der Müll türmt sich links und rechts am Straßenrand

Nachdem wir Google Maps zu Hilfe genommen haben, finden wir auch den Campingplatz ganz in der Nähe, der nur 200m vom Strand entfernt ist. Wir halten vor dem Eingang und ich spüre Axels schlechte Laune. "Was los?" Nach längerer Diskussion entschließen wir uns dann für die Weiterfahrt, da Axel keinen Bock hat, "zwischen herumlaufenden Ratten zu zelten". Also nix mit Chillen und Wäschewaschen....

Etwa eine Stunde später befinden wir uns im bergigen Hinterland in Gaucin und genießen die kurvige Landschaft und die angenehmen Temperaturen. Auf einer Aussichtsplattform mit dem Hinweis "Balcon de la Serrania" halten wir und können nun alles als Panorama sehen.

Gaucin Balcon de la Serrania

Balcon de la Serrania
Panoramablick

Gegen 15:30 erreichen wir dann den Campingplatz El Sur in der Nähe von Ronda. Ohne lange Diskussionen checken wir ein und bekommen eine kleine Nur-Dach-Hütte zugewiesen, die gerade mal so lang ist wie wir selber. 2 Betten und mittig ein Nachttisch, das ist alles. Aber wie sagt man so schön: Platz ist in der kleinsten Hütte...

Hütte auf dem Campingplatz El Sur
Hütte in El Sur

Wir breiten uns aus, waschen im angrenzenden Waschhaus unsere Klamotten, zischen erst einmal ein Bierchen auf dem Vorsprung der Hütte und sinnieren bei einem kleinen Brotimbiss über den heutigen Tag.

Hütte von innen
Hütte von innen

Ein schöner Tag geht langsam dem Ende zu und er wäre sogar fast perfekt gewesen, wenn da nicht das völlig überteuerte Essen im angrenzenden Restaurant gewesen wäre. Die Karte verspricht ein 5*-Gericht, bekommen haben wir einen Witz...sowohl vom Geschmack als auch von der Menge. Für 15,- EUR erwarte ich eigentlich eine andere "Pasta de Chef" als ein paar langweilige Nudeln mit Bohnen, und da nützt auch die gepunktete rote Deko-Sauce nichts. Auch Axel schmollt mit Blick auf seinen Salat. Wenigstens das Bierchen schmeckt...aber auch nur so lange, bis wir den Preis dafür erfahren. Das Essen heute buchen wir dann mal unter "Urlaub" ab.

Salat und Pasta in El Sur

Statistik pro Person:
gefahren: 308 KM
Kosten für Benzin: 23,87 € (1,55 € / L)
Übernachtung Hütte: 28,- €

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