Letzte Bratwurst vor Amerika

 

 

Frühstück auf der Terrasse und die Moppeds im Blickfeld. So fängt ein perfekter Tag an. Beides genießen wir bei jetzt schon 26 °C.

Frühstück auf der Terrasse
Frühstück auf der Terrasse

Um 10:15 Uhr verlassen wir Guincho und befinden uns kurze Zeit später auf einer der zahlreichen Autoestrada, Autopista oder Autosowieso, natürlich mautfrei, in Richtung Lissabon. Mitten in der Woche herrscht hier überall genau so ein Verkehr wie bei uns in Hamburg. Google Maps zeigt auch hier, dass Lissabon eigentlich nur aus schwarz eingefärbten Straßen besteht und verkehrstechnisch gemieden werden sollte.

Irgendwann entdecke ich ein Schild mit dem Wort "Benfico" und kurze Zeit später ein Stadion, direkt an der Autobahn gelegen. Dann kann es sich ja eigentlich nur um das Stadion des besagten Fußballclubs handeln.

Stadion Benfico Lissabon
Stadion Benfico Lissabon

Da mich Fußball aber null interessiert und schon gar nicht Ronaldo oder wie der heißt, werde ich kurze Zeit später auch schon von einem tieffliegenden Easyjet-Flugzeug abgelenkt, dass unmittelbar vor uns linkerhand zum Landeflug auf dem Flughafen Lissabon-Portela ansetzt. Nicht schlecht, gibt ja echt viel zu gucken hier.

Flughafen Lissabon-Portela
Flughafen Lissabon-Portela

Und während wir uns so über Funk unterhalten, steuern wir schnurstracks auf eine Brücke zu. Ist ja im ersten Moment nichts Besonderes. Allerdings erkennen wir dann, dass die Brücke doch ein "bisschen" länger ist als andere Brücken. Immerhin überspannt sie die gesamte Breite des Flusses Tajo. Spätere Recherchen ergeben, dass es sich um die Ponte Vasco da Gama handelt, eine 17 km lange Schrägseilbrücke, die 1998 eröffnet wurde und nur stadteinwärts mautpflichtig ist. Da haben wir ja noch einmal Glück gehabt...

Ponte Vasco da Gama
Ponte Vasco da Gama

Nach der unerwartet spektakulären Aussicht und Überfahrt geht der weitere Verlauf der Route mehr durchs Landesinnere. Wir fahren vorbei an großen Feldern, auf denen scheinbar Erntehelfer irgend etwas aus kleinen Töpfen pflücken, Rinderherden und riesengroßen Korkplantagen, auf denen "geschälte" Korkeichen stehen.

Korkplantage
Korkplantage

So etwas habe ich vorher noch nie gesehen und es wirkt auf mich irgendwie bedrückend und kaputtgemacht. Im Internet werde ich aber eines Besseren belehrt. Auszug aus einem Algarve-Portal: "Von der weltweiten Anbaufläche von Korkeichen entfallen ca. 34% auf Portugal...die Korkindustrie gilt als besonders ökologisch und nachhaltig, da die zur Gewinnung des Korks benötigte Rinde der Korkeiche in einem streng regulierten Prozess geerntet wird, ohne den Baum zu schädigen und wieder nachwächst."

Die Gegend gleicht einem Backofen und es gibt nur auf wenigen Feldern saftiges Grün. Und zwar nur auf denen, die sich eine Bewässerungsanlage leisten (können). Mittlerweile kochen auch wir bei Temperaturen über 40 °C trotz dünner Sommerkombis.

40 °C im Schatten
40 °C im Schatten

In der Ferne entdecken wir später das Castelo de Aljezur, welches wir über extrem kleine und steile Gassen der gleichnamigen Stadt erreichen. Das Castelo ist eine maurische Burgruine aus dem 10. Jahrhundert und thront monumental und eindrucksvoll über den Dächern der Stadt.

Castelo de Aljezur
Axel vor dem Castelo de Aljezur

Ich filme die spektakuläre Auffahrt, das Castle und die Abfahrt und drücke auf den Knopf der Fernbedienung, die die Kamera ein- oder ausschaltet. Ein leiser Ton quittiert mir normalerweise die korrekte Funktionsweise. Diesmal höre ich aber nichts. Ich drücke nochmal, nochmal und nochmal....keine Rückmeldung. Wir fahren erst einmal weiter und ich überlege, woran es liegen könnte. Der Akku kann es nicht sein, da ich die Kamera direkt über die Bordsteckdose betreibe.

Nach etwa 10 Kilometern und bevor wir das nächste Fotohighlight am Praia de Monte Clerigo erreichen, pausieren wir unter einem großen Baum im Schatten und die Fehlersuche beginnt. Während ich vor mich hin fluche und greine, ist Axel die Ruhe selbst. "Na, Hase, bekommst das wieder hin?", lächelt Axel sanftmütig. Ich frage mich, wie man so gelassen dasitzen kann. Umgekehrt wäre ich schon lange ausgeflippt.

Kabelbruch...na, toll. Die Zuführung zum Stecker scheint gebrochen. Ich fixiere das Kabel mit einem Kabelbinder im 180 °-Winkel direkt am Stecker in der einzigen Position, in der die Kamera wieder Saft bekommt. Ich hoffe nur, es hält den Urlaub irgendwie durch...

Praia de Monte Clerigo
Steilküste am Praia de Monte Clerigo

Eine Stunde später erreichen wir die Landzunge bei Sagres und suchen "die letzte Bratwurst vor Amerika". Wir finden das Fort Sagres, eine Kirche, aber auf dem davorliegenden Parkplatz leider keinen Imbiss. Es ist kurz nach 17:00 Uhr, ich muss erneut googeln und erkenne, dass wir zu weit gefahren sind und sich "die Bratwurst" auf dem 8 Kilometer entfernten Cap de Sao Vicente befindet. Und das Schlimmste daran ist, dass die Bude in 15 Minuten schließt. Dann mal los...

Fort Sagres
Fort Sagres, aber keine letzte Bratwurst...

Ich schiebe das Smartphone ins Kartenfach des Tankrucksacks und wir fahren nach Google Maps, da ein umständliches Programmieren des Navis nur unnötig Zeit kostet.

Um 17:26 Uhr klappen wir die Seitenständer direkt vor dem Imbisswagen heraus und Axel ruft zeitgleich lautstark "Kriegen wir noch ´ne Wurst?" den Mädels entgegen.

Das hat zum Glück ja noch super geklappt. Wir bekommen kurz vor Toresschluss unsere original Thüringer mit Mayoran, eine Cola und unsere Urkunde, dass wir persönlich hier am Cap de Sao Vicente waren.

Die letzte Bratwurst gibt es um 17:30 Uhr
Die letzte Bratwurst gibt es um 17:30 Uhr...

Letzte Bratwurst mit Urkunde
...mit Urkunde am Cap de Sao Vicente

Die Wurst ist lecker, das Wetter gut und wir fahren entspannt die letzten Kilometer bis zum heutigen Ziel, dem Campingplatz Orbitur in Sagres. Nach einer kurzen Diskussion mit dem Counterpersonal, dass 2 Moppeds auf einen PKW-Stellplatz passen und wir keinen kostenpflichtigen Zusatzstellplatz benötigen und auch nicht bezahlen werden, schmeißen wir kurze Zeit später unsere Klamotten in genau die gleiche Hütte, die wir uns am Vortage bereits im Orbitur in Guincho genehmigt hatten.

Orbitur Sagres

Auf der Terrasse gibt es noch Käse-Nudeln mit Putenfleisch und ein portugiesisches Super-Bock-Bierchen, bevor wir es uns "vertraut" auf dem blauen Plastik-Doppelbett gemütlich machen.

Statistik pro Person:
gefahren: 377 KM
Kosten für Benzin: 29,78 € (1,58 € / L)
Übernachtung Orbitur: 26,- €

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