Die Pässe werden fieser...

 

 

Wir werden immer schneller. Um 9:00 Uhr ist alles abgebaut und fest verrödelt. Hier oben in den Bergen wirkt alles irgendwie intensiver. Der Himmel ist blauer, die Sonne gelber... unglaublich, was wir für ein Glück mit dem Wetter haben.

Wir überlegen noch kurz, ob wir die gestern gefahrene Strecke noch einmal in Teilen zurückfahren, um dann irgendwo die Drohne steigen zu lassen und diese bizarre traumhafte Landschaft von oben einzufangen. Verwerfen aber die Idee gleich nach dem Start wieder.

Abfahrt
Abfahrt um 9:00 Uhr

Zweihundert Meter hinter dem Campingplatz entdecken wir ein Hotel, vor dem jede Menge Motorräder stehen. Im ersten Moment bedaure ich es ein wenig, dass wir gestern dort nicht auch eingekehrt sind. Aber so wie es war, ist es gut. Jedenfalls haben wir das Lotterleben mit Zelt schon sehr zu schätzen gelernt. Keine Zwänge, keine galaktischen Preis (wie in dem benannten Hotel), Zelten ist einfach nur schön und es erfüllt seinen Zweck.

Und schon tauchen wir wieder ein in die Welt der Abruzzen. Heute ist Sonntag und das merkt man sofort am Verkehr. Ganz Italien scheint am Morgen bereits vor den Temperaturen zu flüchten und in die Berge zu fahren. Ist aber auch nicht schlimm, wir genießen einfach die klare Luft und die fantastischen Gegenden. Hin und wieder stehen Kühe einfach so auf der Straße, es gibt keine Einfriedungen. Alles ist total friedlich hier.

Kühe auf der Straße
Kühe auf der Straße

Eigentlich müsste ich nach jedem Absatz, nach jedem Bild schreiben, wie toll es hier ist. Aber so langsam kann das wohl keiner mehr lesen.

Wir fahren weiter und irgendwo auf der Strada Statale 17bis stoßen wir in einer 180°-Kehre auf ein riesiges Gelände mit Hütten, Restaurant, Parkplätzen und bereits Hunderte von Gästen. Es ist 11:00 Uhr. Überall stehen Autos, Wohnmobile, Motorräder...die Plätze vor dem Restaurant sind gut gefüllt. Wir sind kurz unsicher, ob wir ebenfalls halten wollen, fahren aber angesichts des miserablen Untergrundes weiter.

Ristoro Mucciante
Ausflugspunkt Ristoro Mucciante

Und weiter geht es über jede Menge Pässe. Mal mit breiten Straßen, mal mit schmalen Sträßchen. Gefühlt werden diese aber immer enger. Das mag auch daran liegen, dass die Konzentration abnimmt. Jedenfalls empfinde ich es heute als äußerst anstrengend.

So langsam müssen wir tanken. In den Bergen manchmal nicht einfach etwas zu finden. Das Garmin zeigt aber, dass sich in etwa 5Km Entfernung eine Tanke befindet. Was wir finden, ist eine Zapfsäule vor einem Einkaufladen. Der Untergrund ist ziemlich schräge und kaputt und es ist eng. So können wir nicht parken, also schieben wir die Maschinen einzeln seitlich quasi von hinten an die Säule. Das Tanken selber ist auch spannend. Der Tankwart oder was das auch immer ist, füllt Axels Tank und notiert sich die Summe auf einem Zettel. Hä? Nun gut, um nicht über den Tisch gezogen zu werden, versuche ich ebenfalls mir die Summe zu merken. Jetzt das gleiche Spiel mit meiner Maschine. Am Ende stehen 105,- EUR auf dem Schmierzettel, wir können sogar mit Kreditkarte bezahlen und erhalten eine Quittung. Also, alles einfacher als gedacht.

Tankstelle
etwas merkwürdige Tankstelle

Nach weiteren 2 Stunden um 14:00 Uhr kommen wir an einer Bar vorbei. Die erste, die wenigstens etwas im Schatten liegt. Wir bestellen uns Cappuccino, Eis und ein gefülltes Teigding. Dazu natürlich Wasser. Ist viel los hier und die meisten Gäste sind voll wie Natter. Da interessiert die Fahrtüchtigkeit keinen. Manche können nicht einmal mehr den Autoschlüssel halten und lallen nur noch vor sich hin. Einer stolpert sogar und wird gerade noch rechtzeitig von seinem Kumpel aufgefangen. Egal....fahren geht immer noch. Scheint sonntags hier normal zu sein. Jedenfalls regt sich keiner darüber auf.

Pause
Pause in Faro San Martino

Ab hier geht es nur noch über "weiße" Straßen und kleinste Pässe weiter und damit auch fast an meine Grenzen. Die schwere Maschine mit dem ganzen Gepäck über Schotterpisten mit Asphaltaufbrüchen und mit Steigungen um 20° sowie Haarnadelkurven bringen mich an den Rad meines Könnens. Die Temperatur tut ihr übriges dazu.

Auf der Route SP132 zwischen Montenerodomo und Civitaluparella (was für Namen) schrammen wir in den Bergen an einem Gewitter vorbei. Die Wolken ziehen sich bedrohlich zusammen, daher entscheiden wir uns für die heutige Nacht für eine feste Unterkunft. Kurz vorm Verlassen der Abruzzen-Region und Übergang in die Region Molise halten wir und suchen nach einer Übernachtungsmöglichkeit. Über booking.com finden wir ein nettes Hotel mit Restaurant, so steht es jedenfalls im Internet, und buchen ein Doppelzimmer mit Frühstück.

Nach einer kleinen Irrfahrt, einem Fast-Umfaller, weil wir bergab in einer Sackgasse stecken und nicht wenden konnten und mehreren schweißtreibenden Versuchen wieder zurück auf den Weg zu kommen, erreichen wir eine halbe Stunde später das Hotel. Sofort werden wir eines Besseren belehrt. Kein Restaurant, abseits vom Schuss und Frühstück gibt es auch nur im 400m entfernt gelegenen Lokal.

Wir diskutieren mit den Betreibern, versuchen klar zu machen, dass im Internet etwas anderes steht und wollen wieder auschecken. Zum Glück zeigen sie sich einsichtig und organisieren uns sogar noch ein Doppelzimmer in dem Restaurant, in dem wir frühstücken sollten. Anscheinend gehören die Lokalitäten zusammen.

Das Zimmer im Ristorante Il Corazziere ist einfach, dafür günstig. Scheinbar vermieten die hier auch nur die Zimmer, wenn Familien-Feierlichkeiten im Lokal angesagt sind. Uns egal, für uns reicht es. Wir haben einen großen überdachten Balkon, ein Zimmer mit Doppelbett und ein Badezimmer. Das reicht uns.

Blick von der Dachterasse
Blick vom Balkon

Den Abend lassen wir bei leckerem Wein mit hammermäßig leckerer Pizza im Restaurant ausklingen. Leider oder auch zum Glück hatten wir diese Nacht doch kein Gewitter. Aber so konnten wir wieder einmal ein bisschen Wäsche waschen.

 


Garmin Tag 10

Statistik pro Person:
gefahren laut "Garmin": 237 KM
Kosten für Benzin: 22,52 € (Liter Ø 1,90 €)
Übernachtung Ristorante Il Corazziere: 30,00 €

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