Westabruzzen

 

 

Nach einer heißen Nacht im wahrsten Sinne des Wortes starten wir um 9:00 Uhr zu einer weiteren Tour in die Abruzzen. Durch den veränderten Ablauf der Reise muss Axel die Route für die Rückfahrt spontan und vor Ort improvisieren. Als Basis dient die Abruzzenrundtour, die Axel schon vor langer Zeit geplant und zum Glück aufs Navi eingespielt hatte.

B&B Varone
B&B Varone in Montaquila

Wir dringen wieder tiefer in bergige Gegenden ein und nehmen wir auch vorher jeden kleinsten Pass mit. Die Landschaft ist satt grün und mit den hin und wieder auftauchenden blauen Seen eine wahre Augenweide.

Abruzzen in Sicht
Berge und Seen

In den üppigen grünen Gegenden werden wir immer wieder auf mögliche Begegnungen mit Bären hingewiesen. In einer TV-Reportage haben wir einige Wochen vorher Berichte gesehen, dass die Bären in den Abruzzen die Scheu vor Menschen verloren haben und in den ländlichen Dörfern die Mülltonnen und Obstplantagen auf der Suche nach Nahrung regelrecht plündern. Wir sehen aber leider keine Bären, oder wohl besser gesagt "zum Glück", denn eine solche Begegnung mit einer Bärenmutter, die ihre Jungen schützen will, stelle ich mir wenig amüsant vor.

Achtung Bären
Achtung Bären!

Gegen 12:00 Uhr wird es Zeit für eine Pause. Zum Glück ist die Tanke, die wir ansteuern vollkommen überdacht und so können wir in Ruhe im Schatten einen Cappuccino und ein leckeres Eis genießen.

Bei Fiumata stoßen wir dann später in einer Höhe von etwa 500 m auf den Lago del Salto. Dieser Stausee wirkt anfänglich unscheinbar. Und erst, als wir über eine Brücke den Stausee queren, ist das volle Ausmaß zu erkennen. Der Stausee hat insgesamt ein Länge von etwa 10 Kilometers und ist an seiner tiefsten Stelle laut Wikipedia etwa 87 Meter tief.

Wir folgen der Straße auf der Südseite immer entlang des Stausees. Immer wieder fällt unser Blick auf das türkisfarbene Wasser, denn der Anblick wirkt einzigartig auf uns. Axel ist heute zügig unterwegs, und so muss er das eine oder andere Mal auf mich warten. Mir fällt es zunehmend schwerer zu folgen, die schmale am See entlang führende Straße mit ihren aufeinander folgenden S-Kurven ist heute eine echte Herausforderung für mich.

Lago del Salto
Brücke über den Lago del Salto

Am Ende des Stausees am Diga del Salto verlassen wir dieses schöne Stückchen Erde und fahren weiter gen Norden. Vorher machen wir uns aber noch über den See durch die bereitstehenden Infotafeln schlau und werfen noch einmal einen Blick über den gesamten Stausee, in dem auch hier an den kahlen Uferwänden deutlich erkennbar ein niedriger Wasserstand herrscht.

am Diga del Salto
Am Diga del Salto

Gegen 14:30 Uhr erreichen wir Rieti. Uns springt sofort ein McDonalds ins Auge und nach einigen zusätzlichen Fahreinlagen durch die Stadt sitzen wir in klimatisierter Atmosphäre bei einem SmallMenü in vertrauter Umgebung. Kennst du einen, kennst du alle.

 Small Menü bei MacDonalds
vertrautes Essen

Nach dieser wohltuenden Pause und einer weiteren Irrfahrt durch die Stadt finden wir noch einen Discounter, wo wir uns wieder einmal mit den nötigsten Lebensmitteln versorgen. Bereits während der Pause suchen wir per Maps nach einem geeigneten und schönen Campingplatz auf unserer Route. Ein Campingplatz mit dem besonders schönen Namen "Green Heart" und einem direkten Zugang zu einem See soll unser heutiges Ziel sein. Laut Rezensionen und Beschreibung ein absolutes Muss.

Allerdings liegen immer wieder Welten zwischen Internet und Realität. Bei diesem Campingplatz handelt es sich halt um einen stinknormalen Campingplatz. Nichts Aufregendes, nichts Besonderes. Die Stellplätze sind knubbelig, aber wenigstens gibt es Schatten. Der Zugang zum "traumhaften" See entpuppt sich als Schlammweg in einen müffeligen Tümpel. Diese Badestelle hat weniger Flair als die Badestelle unserer in Norderstedt vor der Tür liegenden Kieskuhle. Auch das so hochgelobte Restaurant entdecken wir anfangs nicht, sondern nur einen mit Tiefkühlpizza, Wein und Bier ausgestatteten Kiosk.

Camping Green Heart
Camping Green Heart

Axel hat Appetit auf einen richtig leckeren italienischen Salat mit Tomaten, Mozzarella und Basilikum und ich auf irgendwas richtig Leckeres mit Fisch. Vorsichtshalber fragen wir im Kiosk noch einmal nach, werden aber auf Thunfischpizza auf der Tiefkühltruhe verwiesen. Nachdem die Bedienung merkt, dass sie uns als Kunden nicht einfängt, weist sie auf ein Restaurant hin, dass am Ende des Platzes ebenfalls direkt am See liegt, aber nur durch einen abgesperrten Zaun zu erreichen ist. Axel muss deshalb noch einmal zurück zum Zelt, da wir den Pin für den Zaun beim Einchecken bekommen haben.

Beim Betreten des Grundstückes fällt uns auf, dass hier alles in weiß ist. Tische, Stühle, Decken und selbst die Bedienung trägt weiß. Überhaupt sieht das alles sehr nobel aus und ich bin unsicher, ob wir hier richtig sind. Axel fragt nach und mit einem abfälligen Blick auf unsere kurze Hosen Camouflage-Hosen und Badeschlappen werden wir in den hinteren Bereich des Restaurants gebracht.

Sonnenuntergang
Sonnenuntergangsstimmung

Entgegen unserer Erwartung bekommen wir aber einen schönen Platz direkt am See und können von hier aus einen traumhaften Sonnenuntergang beobachten. Traumhaft sind die Preise allerdings nicht, sondern eher albtraumhaft. Zudem können wir nichts lesen bzw. nichts verstehen und auch das kommunizierte Englisch bringt uns hier nicht weiter.

Bestellung
Axel sucht was Essbares

Wir lesen irgendetwas von Salata und di Mare und Tonno und bestellen 2 unterschiedliche Gerichte im oberen Preissegment, allerdings immer noch die günstigsten auf der ganzen Karte. Dazu bekommen wir einen Weißwein.

Ich fühle mich total unsicher und mir ist unser Outfit peinlich. Immer mehr Gäste erscheinen in gepflegter Kleidung, draußen kommen immer mehr Gäste in weißer Kleidung. Ich entdecke keinen in Badelatschen oder ähnlichem. Möge dieser Abend bitte schnell vergehen....

Dann kommt unser Essen und ich habe es geahnt. Mein Gericht besteht aus Meeresfrüchten in Öl. Neben 3 Garnelen gibt es 4 Miesmuscheln, gummiartiges Kleingeschnittenes und 10 Tintenfischbeine mit Saugnäpfen. Uuarghhh! Ausgerechnet Tintenfischbeine!!! Die habe ich schon aus der Paella rausgepult, als wir 2000 in Torremolinos waren.

Salat di Mare
Salat di Mare

Angewidert kaue ich auf den Beinen rum, ich habe das Gefühl, dass sich die Saugnäpfe an meiner Wangeninnenseite festsaugen. Sind ja auch Saugnäpfe...

Die gummiartigen Stücke lassen sich gar nicht definieren. Ich könnte heulen. Ein Königreich für einen Rotbarsch...

Wenigsten hat Axel Glück. Sein Essen sieht schon mal lecker aus und es riecht auch gut. Den Thunfisch muss man zwar zwischen dem Kraut suchen, aber geschmacklich ist es dennoch gelungen.

Thunfischsalat
Thunfischsalat

Die Flasche Wein ist eher alle als das Essen. Gerne würden wir noch einen Schluck trinken, verkneifen uns das bei den Preisen aber. Ich weiß letztendlich nicht mehr, was Axel zum Schluss bezahlt hat. Auf jeden Fall hätten wir uns davon bei Gosch auf Sylt einen bunten Abend machen können. Das lässt sich jetzt nur noch unter "Urlaub" verbuchen.

 Abrechnung
Abrechnung - lieber Proll als gar nicht auffallen

Zurück am Zelt verköstigen wir noch eine warme Pulle Bier aus dem Koffer und eine Tüte Chips und lassen den Abend mit Citronella-Kerzen und Sodbrennen ausklingen. Die lockere Atmosphäre entspannt uns und wir fühlen uns wieder inmitten unseres rustikalen Equipments pudelwohl.

entspannt am Zelt
entspannt am Zelt


Garmin Tag 14

 

Statistik pro Person:
gefahren laut "Garmin": 246KM
Kosten für Benzin: 23,37 € (Liter Ø 1,90 €)
Übernachtung Camping Lago di Piediluco: 12,50 €

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